Preisverleihung

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Das Spiel mit dem Raum
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FÖRDERPREIS

Juristische Gesellschaft zeichnet zukunftsweisende Doktorarbeiten aus

Von Finn Holitzka

Marie Haffner und Jochen Rauber erhielten den Förderpreis für ihre Doktorarbeit vom Vorsitzenden der Darmstädter Juristischen Gesellschaft Ralf Köbler (rechts). Foto Claus Völker

Marie Haffner und Jochen Rauber erhielten den Förderpreis für ihre Doktorarbeit
vom Vorsitzenden der Darmstädter Juristischen Gesellschaft Ralf Köbler (rechts)

Foto Claus Völker

DARMSTADT – Wer fremde Gedichtzeilen oder Fotografien als eigene ausgibt, kann Probleme vor Gericht bekommen. Wie aber begegnet das Urheberrecht Erzeugnissen aus dem 3D-Drucker oder Erlebniskinos? Marie Haffner hat sich mit diesen Fragen in ihrer Dissertation an der TU Darmstadt auseinandergesetzt. Für die Arbeit verlieh ihr die Darmstädter Juristische Gesellschaft (DJG) ihren Förderpreis, wie auch Jochen Rauber, der in Heidelberg zum Völkerrecht geforscht hat. Im Rahmen der Preisverleihung am Mittwoch referierte zudem Carsten Schürger aus dem nordrhein-westfälischen Justizministerium über die Vorzüge der elektronischen Akte in der Justiz.

Urheberrecht macht keine Aussage zu Gerüchen

Der Titel so mancher wissenschaftlicher Arbeit hat es in sich. Die Doktorschrift von Jochen Rauber an der Ruprecht-Karls-Universität heißt „Strukturwandel als Prinzipienwandel – Theoretische, dogmatische und methodische Bausteine eines Prinzipienmodells des Völkerrechts und seiner Dynamik.“ Wesentlich kürzer benannte dagegen Marie Haffner ihre Thesis, die wie jene Raubers mit dem Förderpreis der Darmstädter Juristischen Gesellschaft ausgezeichnet wurde: „3D im Urheberrecht“ heißt das Papier. Dass sich hinter den drei Wörtern ein ganzes Konvolut rechtswissenschaftlicher Problemstellungen verbirgt, erläuterte die Ausgezeichnete vor rund 60 Gästen im Vortragssaal der IHK. „Ich wollte das Spiel mit dem Raum urheberrechtlich betrachten“, so Haffner. Eine Erkenntnis: wer eine Comicfigur via Drucker zum Leben erweckt, könnte fremde Urheberrechte verletzen. Schwieriger sähe es bei Erlebniskinos aus, bei denen zum Film der Kinositz rüttelt. Zu Gerüchen etwa, die bei einer solchen Vorführung den Film untermalen, äußere sich das Urheberrecht nicht explizit.

Ralf Köbler, Vorsitzender der Darmstädter Juristischen Gesellschaft sowie Präsident des hiesigen Landgerichts, zeigte sich stolz, erstmals seit 2009 wieder eine in Darmstadt entstandene Arbeit mit dem Förderpreis belegen zu können. „Juristen haben die Aufgabe, der Lebenswirklichkeit hinterherzurennen“, sagte der frühere Staatsanwalt. Dieser Aufgabe sei Haffner mit ihrer Doktorarbeit nachgekommen. Selbiges trifft nach Ansicht der DJG auch auf Jochen Rauber zu. Der Heidelberger identifizierte einen Wandel im Völkerrecht, das mittlerweile nicht nur die staatliche Souveränität im Blick habe, sondern auch Menschenrechte und Umweltschutz. – „Analytisch beeindruckend, sprachlich klar und brillant“, würdigte Harald Klein in seiner Laudatio die 575 Seiten starke Arbeit.

Abgerundet wurde die Preisverleihung vor Fachpublikum mit einem Vortrag zur elektronischen Akte im Justizwesen. Carsten Schürger hat als Experte auf diesem Gebiet schon über 200 Referate zum Thema gehalten und wollte den Zuhörern vor allem „die Vorbehalte, Skepsis oder Angst“ vor der digitalisierten Aktenarbeit nehmen. Zwar hielten viele Richter oder Anwälte seit Jahren an Gedrucktem fest, Schürger pries die „ergonomische elektronische Akte“ (kurz E2A) aber an: „Sie ist wie Papier. Nur besser!“ Und wer weiß, vielleicht kommt sie ja irgendwann – die dreidimensionale Akte.

 

DER VEREIN
Die Darmstädter Juristische Gesellschaft ist ein eingetragener Verein mit derzeit rund 230 Mitgliedern. Gegründet im Jahr 1927, hat sich die Gesellschaft der juristischen Weiterbildung ihrer Angehörigen verschrieben, sowie der Ermöglichung von Begegnungen mit Personen des öffentlichen Lebens oder der Wirtschaft. Durch Vorträge und Podiumsdiskussionen soll ein Meinungsaustausch auf allen Rechtsgebieten vorangetrieben werden.Der Förderpreis für Doktoranden aus Hessen, Mainz oder Heidelberg wurde seit 1998 nun zum neunten Mal verliehen. Er ist dotiert mit 1500 Euro und wird für „besonders zukunftsweisende Dissertationen“ vergeben. (finn)